Rezension aus den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 30.10.2002   von C.Ruf  
  "Sag mir, wo die Kinder sind"  
  Duale Satire stellten in der Herkuleskeule ihr neues Programm vor
  Kinder gelten landläufig als ein Trost im Alter, aber auch als ausgezeichnetes Mittel, dieses rascher zu erreichen. Betrachtet man sich allerdings die Alterspyramide in diesem Land, dann muss man konstatieren, dass die Deutschen auch ohne Kinder ausgesprochen gut vergreisen können. Dies muss jedoch wiederum nicht ausschließen, dass die Zukunft vielleicht nicht doch ausgesprochen rosig sein wird, (insbesondere für die Nachbarvölker), wenn die Deutschen in nicht allzu großer Ferne einmal ausgestorben sein werden.
Das neue Programm "Deutschland ein Kindermärchen", das die Kabarettisten Arnd Stephan und Ulrich Eißner, die unter dem Namen "Duale Satire Deutschland" auftreten, jetzt erstmals in der Herkuleskeule präsentierten, lässt sich nichtsdestotrotz als ein einziges Plädoyer "Sag ja zum Kind" verstehen. Natürlich werden alle Schuhe angesprochen, die einen heute irgentwie drücken, wie die Hartz-Kommission, die Friedenspolitik der W.-Bush-Administration, der Terrorismus, die Erstarrung in der Bundesrepublik, in der das einzige was sich noch bewegt, der Einkaufswagen ist. Aber vorrangig ging es eben um den von den Kabarettisten so gut wie nie thematisierten Aspekt der Vergreisung
  und Kinderfeindlichkeit einer Gesellschaft, in der neben Arbeitslosen Rentner die einzig dynamisch wachsende Volksgruppe sind.
Der Anfang erwies sich zwar im Vergleich zum Vorgöngerprogramm "BRüDer zur Sonne zur Freizeit" ein bisschen sehr dröge, aber schließlich bekam der bunte Abend eine satirisch-böse Schärfe, die von beschwichtigend-netter Unterhaltung Vorabendprogramm weit entfernt ist. Wenn der Bundeswehr-Offizier den Terrorismus mit dessen eigenen Waffen schlagen will und der vom Vaterland reaktivierte Bergmann-Invalide, der einst über den Umweg Waffen-SS zur Wismut kam, prompt sein Teppichmesser holen will, bleibt kein Auge trocken.
Stephan und Eißner, der seine gelegentliche Verhaspler hoffentlich noch ablegt, benutzen keine gängigen Worthülsen, sondern bauen, sich ständig über Inhalte streitend, Pointen auf, die einen wohl durchdachten, ganz eigenen Blick auf die Dinge werfen. Als Stärke des Duos erwies sich einmal mehr die witzige Umdichtung alter Kampflieder und Pop-Klassiker, die musikalisch exzellent vorgetragen werden. Ob nach der Premieren-Feier dann allerdings viele nach Hause eilen, um, beschwingt vom Söhnlein(!)-Sekt, Nachwuchs zu zeugen, ist nicht bekannt.
 
 
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