Rezension aus den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 12.04.2006  
 
Weiß ist die Farbe der Angst! Dresdner Kabarett "Duale Satire" begeistert in der Herkuleskeule
Zweifellos:   Die Deutschen   haben eine
neue Hassgruppe gefunden.      Und das
sind ausgerechnet jene, denen man sich
einst willenlos anvertraute,   wenn es ir-
gendwo zwackte und zwickte. Nun aber,
seit sie   von der Mediengesellschaft zu
Schmarotzern   der Nation   gestempelt
wurden -   überrundet nur noch von den
Politikern -   nimmt niemand   mehr ein
Stück Brot von den Weißkitteln. Die wei-
ße Farbe als Synonym für Angst.   Und
die schlimmsten unter ihnen sind sowie-
so die Zahnärzte.   Behaupten jedenfalls
Ulrich Eißner und   Arnd Stephan vom
Dresdner Kabarett    "Duale Satire Dtl.".
Bei ihnen verscherbelt der Zahnarzt gar
jede Menge   gebrauchte Zahnprotesen.
Sozusagen "Zähne aus 2. Hand",   von
denen die meisten aus   "überwachter
deutscher Käfighaltung"     stammen -
nämlich aus einem Altenheim.
  Gleich nach den Ärzten kommen aber
auch die Rentner   selbst nicht gut weg
bei den Kabarettisten, was sie mit dem
Song "Rentner sind Schweine" ziemlich
drastisch beweisen.    Das Publikum in
der fast   ausverkauften   Herkuleskeule
amüsierte  sich jedenfalls wie Bolle und
  klatschte 3 Zugaben heraus, wovon man-
cher gestandene  Profi der Kabarettzunft
lange Zeit vergeblich träumt.
  Zugegeben: Der Einstieg ins Programm
fiel ein wenig lasch aus, das Duo und der
mitspielende Techniker   brauchten fast
die ganze erste Halbzeit, ehe sie richtig
auf Touren kamen. Man hatte manchmal
das Gefühl, dass sie ihre Texte     - das
Programm hatte bereits 2005 Premiere -
mit sanfter Gewalt aktualisiert hatten.
Was vor allem dann zu merken war, wenn
Personen des öffentlichen politischen Le-
bens auftauchen,   die längst zu winzigen
Fußnoten der Geschichte geworden sind.
Gleichwohl   entspringt der "rote Faden"
einer geradezu genialen Idee; einer Schu-
lung   "vom Millionär zum Tellerwäscher"
nämlich, die in Zeiten von Hartz IV   jede
Menge Futter findet.     Zum Beispiel die
Arbeitskräftevermittlung nach dem Muster
der Fernsehsendung "Tierisch, tierisch".
   Nach der Pause drehten Arnd Stephan
und Ulrich Eißner   dann erst richtig auf.
Sie trieben Wortspiele mit den Begriffen
"Mauern"   und   "Stacheldrahtzaun",
schmiedeten Bin Laden und Condoleez-
za Rice auf immer und ewig zusammen
  und definierten u.a. in einem Quiz Ernst
Thälmann als in Frage kommenden Alt-
eigentümer der Wilsdruffer Straße.
Fest steht: Die "Duale Satire Deutschl."
hat sich inzwischen weit über Dresden
hinaus ein echtes Fanpublikum erarbeitet.
Das aktuelle ist bereits das insgesamt
7. Programm des Kabaretts,   das 1997
als Ableger     des Studentenkabaretts
"Die Pfifferlinge" gegründet wurde. Der
gebürtige Chemnitzer   Ulrich Eißner (er
studierte Theaterplastik) und der Dresdner
Arnd Stephan   (er promovierte zum Fach-
gebiet "Elektrische Bahnen"   -  lernten
sich auf eben dieser Amateurbühne ken-
nen. Anfangs war das Musikkabarett auf
Klavier (Eißner)   und Gitarre (Stephan)
ihre Domäne, dann kamen nach und
nach die Sketche hinzu. Die Musik aber
ist auch heute noch die deutlich stärkere
Seite der "Dualen Satire". Was sie auch
und vor allem treffend unter Beweis
stellten, als sie sich im zackigen Marsch-
rhythmus gegen rechte Ideologie
wandten. Wobei sie u.a. feststellten,
dass "der Apfel nicht weit vom Koch
fällt!"
von W. Zimmermann  
 
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