Rezension aus den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 14.02.2007  
  "Sie könnten bei uns noch Jünger werden ...!"      "Duale Satire Deutschland" in der Herkuleskeule
 
Haben Sie die deutsche Hymne schon
mal als Swing gehört? Nein? Na, dann
sollten Sie sich mal das neueste Pro-
gramm (das inzwischen siebente) des
Dresdner Kabaretts (DSD) "Duale Satire
Deutschland" anschauen.   Das erlebte
am Montag im ausverkauften Haus der
Dresdner "Herkuleskeule" unter dem Ti-
tel " Glaube, Hoffnung, Lüge " seine
Premiere. Besonderes Novum des Pro-
gramms: Sie können darin nicht nur, Sie
müssen sogar die schwarz-rot-goldnene
Hymne   aufrecht stehend und mit lauter
Stimme mitsingen. Ja den Originaltext.
Zumindest beim 1.Mal. Sozusagen aus
wahrem deutschem Patriotismus. Dazu
gibt es im Programm nämlich auch ein
richtiges "patriotisches Vorspiel".
Nach der Pause folgt das "patriotische
Zwischenspiel". Und dann dürfen auch
Sie das   Ganze schon etwas lockerer
sehen.   Und niemand - auch nicht die
Herren Ulrich Eißner & Arnd Stephan -
nimmt es Ihnen   übel,     wenn Sie im
Swingrhythmus die Worte " Einig Geiz
und recht viel Freizeit..." singen. Dabei
haben sich die DSD-Herren ja im Grun-
  de mehr den  Religionen verschrieben bzw.
deren sinnvolle Eingliederung in die allseits
globalisierte Gegenwart.    Etwa nach dem
Motto "Unwissender Glaube ist stärker denn
wissender Zweifel".   Ergo beginnen die bei-
den Kabarettisten - Eißner als Prophet und
Stephan als Prälat -samt ihres, stets unauf-
fällig auf der Bühne herumwuselnden Requi-
siteurs Bernd Kulow ( in diesem Programm
als Messdiener engagiert) zunächst bei der
Verwirrung   der   unterschiedlichsten politi-
schen Bündnisse (etwa wer half wem & mit
welcher   Motivation   im jahrzehntelangem
Krieg um Afghanistan?), untersuchen dann
die Effektivität   des klassischen Märtyrers
(definieren dabei u.a. Gunter Emmerlich als
 "Verdienter Märtyrer des Volkes")   bis sie
dann mit dem Fall Kurnaz in der Gegenwart
angekommen sind. Und bei der magischen
Zahl 7;   denn nicht die   10 Gebote Gottes
sollen mehr Richtschnur sein, sondern viel-
mehr die sieben Thesen der DSD. Im Falle
Kurnaz ist es die These " Du darfst foltern,
so lange Du die rechte Meinung suchst".
Fazit: Kurnaz war mit dem falschen Glau-
ben zur falschen Zeit am falschen Ort. Und
somit selbst schuld am Dilemma.
  Nun geht es Schlag auf Schlag, die Weltreli-
gionen kommen auf den Prüfstand.       Das
Christentum natürlich mit Stammbetrieb im
Vatikan und dem klaren Feindbild Satan. Der
Hinduismus und der Buddismus in einem Ab-
wasch, denen schließlich der Kommunismus
folgt. Leider scheinen Eißner & Stephan sich
dann nicht weiter getraut zu haben -den Islam
und das   Judentum   unterschlagen sie dem
Publikum einfach und gehen gleich über zur
Gründung ihrer eigenen GGmbH, einer "Glau-
bensgemeinde   mit beschränkter Hoffnung",
deren Gott Pragma heißt.   Manchmal ist es
nur eine winzige Textnuance,   die man aber
einfach nicht überhören sollte. Etwa die Auf-
forderung Ulrich Eißners an das Publikum
"Sie könnten bei uns noch Jünger werden!"
"Glaube, Hoffnung, Lüge" ist ein überaus intel-
ligentes Programm. Die Pointen sind knallhart
& treffen meist zielgenau ins Schwarze. Groß-
artige Soli - etwa, wenn Stephan einen Schwa-
ben mimt - aber auch das musikalische Talent
der beiden - Eißner spielt Klavier & Akkordeon
und Stephan Gitarre - sind ihre absolute Stär-
ken. Am 9.7.2007 feiert die DSD bereits das
10. Jahr ihres Bestehens. Wo? Natürlich in der
Herkuleskeule.                     W. Zimmermann
 
  Datenschutzerklärung       Impressum